BUELL XB 12 SS (long)

ein Exot und ein wortwörtlicher HAMMER -
die Buell XB 12 SS (also die für große Leute)

 

**Nicht aktuell, sondern von einer unvergessenen Probefahrt 2009**

Neulich erst in der Fachpresse und immer noch begeistert vom Sound der einen Buell M2 im Heimatort, ist sie nun endlich zur Probefahrt bereit. Die BUELL für große Menschen, genau genommen die BUELL XB 12 SS. Da steht sie und guckt einen grimmig mit den Doppelscheinwerfern an. GEILES TEIL denk ich mir!
Sie ist trotz ihrer bulligen geduckten Erscheinung kompakt ,kurz,mit spartanischer Ausstattung aber einfach geil! Dieser fette reifen hinten...fetzt!
Bei diesem Bike ist Alles anders, die Bremsscheiben liegen am äußeren Felgenrand, der Tank ist kein kein Tank sondern eine Attrappe (der eigentliche Tank ist im Rahmen) und der Öltank in der hinteren Schwinge. Und dann ein Under-Engine-Auspuff der es wirklich versteht den Harleymotor auch so klingen zu lassen.   Ein zwei Gedenksekunden nachdem man den Startknopf betätigt hat und der V-twin nimmt nur sehr widerwillig seine Arbeit auf.
Fast wie so ein alter Traktor,der aber sich dann aber auch genauso lautstark äußert und Leben zeigt.


Man sitzt drauf, wird durchgeschüttelt,die Spiegel vibrieren und man fühlt sich schon cooler ohne überhaupt zu fahren!
Die schwergängige Kupplung (immerhin ist ne Buell ein Männermotorrad) ziehen und KLONK der erste Gang ist drin.
Also mal ganz vorsichtig vom Hof fahren und in die 2 und 3 Hochschalten. Obwohl es sich um die SS Variante handelt, ist sie dennoch etwas kippelig ,was an dem fetten Hinterreifen und der kurzen Schwinge liegt. Man merkt es ihr an, es ist 9Uhr und
sie hat noch nicht wirklich Bock zum Fahren.
Zwei Orte weiter ist der Motor endlich warm,dennoch ist unterhalb von 3000u/min eine sehr unwillige Gasannahme ,
begleitet vom Patschen auf den Riemen. Aber dann Hahn auf und da geht was...Muss ja auch bei einem Drehmoment von 110Nm.
Dieser Wert klingt schon ziemlich geil und man denkt ehrfürchtig daran bei jedem Gasstoß.
Im Vergleich zu heutigen Krachern wie eine MT09,die ja wirklich so kurz übersetzt ist und leicht wie ein Fahrrad, kommt man sich zwar etwas langsamer, aber jederzeit Stark vor. Wie Münchhausen auf der Kanonenkugel...Ja der Vergleich passt ganz gut. Alles fühlt sich gewaltig an, macht Laune und jeder wirklich jeder dreht sich um nach diesem Bollermann.

Vor allem mit dem hauseigenen Tuningkit (überarbeiteter Luftfilter und Auspuff) klingt sie schon echt böse!

Zurück zum Vergleich aktueller Bikes...Natürlich wiegt sie etwas mehr als ne MT09 , aber dieses Gewicht muss meiner Meinung nach auch sein. Die Profi-Bankdrücker haben ja auch etwas mehr an Masse – von nüscht kommt nüscht ;)
Hat man sich an das schwergängige Einlenkverhalten gewöhnt,klappen die Kurven richtig gut. Natürlich nur solange die Straße auch schön neu und eben ist, denn in der Kurve nochmal den Kurs ändern, geht zwar, erfordert aber viel Arbeit und Einsatz vom Fahrer. Trotz alledem,man ist zwar etwas langsamer, aber fühlt sich schneller auf diesem Motor mit Rädern.

Auf meinem Rückweg wählte ich eine andere Strecke und kam in die Stadt und einer roten Ampel-welle. Da merkt man es
wieder → Männermotorrad!
Die Kupplungshand war nach 5 mal Stop and Go so was von gefühllos und ich stotterte beim letzten Grün etwas weg,dass es fast schon peinlich war. Die Kupplung braucht echt Kraft und auch so ist die Stadt nicht das Lieblingsrevier von der großen Buell. Unter 3000u/min peitscht der Riemen ganz schön und sie will nicht wirklich, genau wie beim ersten Start. Beim tanken ,der nächste kleine Kritikpunkt: (da ja jeder Händler sein Bike vollgetankt wieder möchte), habe ich das gemacht , ging bezahlen und guck zum Bike.... Benzin aufm Boden. Der Tank (im Rahmen) läuft über, wenn er vollgetankt ist. Also mal 2 oder 3Liter vorher aufhören beim nächsten Mal. Habe mich auch im Buell Forum umgehört, bei der „Ulyssys“ ist das selbe Problem.

Desweiteren waren sich auch im Buell Forum einig, dass wenn man keine Ahnung vom Schrauben hat, sich lieber keine anschaffen sollt. Es sei denn man möchte der neue Lieblingskunde vom Mechaniker werden. Und man wird auch nie einen
Buell Fahrer erleben der sagt „sie ist sauber“ oder „sie ist fertig umgebaut“. Es gibt immer was zu tun.

Ich fahre auf den Hof , steige mit einem Grinsen ab und geb dem Händler sein Bike wieder.

Diese Probefahrt bleibt unvergessen für mich. Dieses Bike ist alles andere als Mainstream. Man kann fast soweit gehen und sagen, dass es eine Seele hat. Frühs lässt sie sich gerne etwas Zeit und Bitte anzuspringen,auf den ersten Kilometern hat sie immer noch nicht wirklich Lust und peitscht auf dem Riemen rum, aber dann....wenn sie warm und auch will. Aber dann, wenn sie warm ist und die Nadel etwas über 3500u/min zeigt, brennt sie ein Feuer ab, was einem wirklich die Arme lang zieht.
Sie schnauft und schüttelt den Fahrer durch, immer begleitet vom herrlichen Bollern eines großen V2.
Die Vibrationen des Harley V Twins übertragen sich sowohl über die Fußrasten , als auch den Lenker. Und auf der Landstraße gibt es nur wenige die ihr Feeling vermitteln können. Ein Bike mit Eigenarten und auf alle Fälle was für harte Männer und Schrauber.


SCHADE dass sie nicht mehr gebaut wird. Fakt ist, hätte ich Geld und Platz für ein zweites Bike,sie wäre es geworden. Zumal sie in ein paar Jahren bestimmt gleich einer Wertanlage, ihren Preis steigern wird.!